Primaballerina

 

Ich stehe auf der Bühne. Allein. Ich blicke in das Publikum. Stille. Alle Augen sind auf mich gerichtet. Warten. Wir alle warten auf den großen Moment. Meinen großen Moment. Der Moment, wenn Musik erklingt. Wenn das Schweigen gebrochen wird. Ich bin aufgeregt. Ich zittere am ganzen Körper. Ich schließe die Augen. Versuche mich auf andere Gedanken zu bringen. Ich stelle mir vor, wie es ist ein Vogel zu sein. Fliegen zu können. Plötzlich ertönt ein lautes „Klick“. Ein Schalter wurde umgelegt. Ich öffne die Augen. Ein heller Strahl ist auf mich gerichtet. Ich stehe im Rampenlicht. Jetzt gibt es kein Zurück mehr. Alles um mich herum scheint größer zu werden. Die Blicke der Zuschauer durchbohren mich. Ich fühle mich winzig. Wie ein kleines Licht auf dieser Erde. Ich stehe im Mittelpunkt eines Scheinwerfers. Er leuchtet nur auf mich. Die Menge wartet. Sie ist nur wegen mir hier. Nur um mich zu sehen.

 Ich kann das nicht.“, sagt mein Verstand. „Das schaffst du. Ich weiß, dass du es kannst.“, sagt mein Herz.

 

Ich bin ganz allein. Hier oben. Ich schaue noch einmal auf. Dann höre ich klatschende Hände. Ich schaue ins Publikum, doch kann niemanden sehen. Ich bin geblendet. Es ertönt Musik. Ich erkenne immer noch nichts. Ich werde noch immer geblendet. Plötzlich fange ich an zu tanzen. Ich tanze Schwanensee. Solo. Meine Füße bewegen sich wie von selbst. Ich fühle mich schwerelos. Als könnte ich fliegen. Ich stehe atemlos in der Mitte des Rampenlichts. Ich lächele. Ich fühle mich frei. Ich kann niemanden sehen. Ich kann niemanden hören. Ich habe alles um mich herum ausgeblendet. Ich bin ganz allein. Ich stehe auf der Bühne und tanze, als würde niemand mir dabei zu sehen. Ich zaubere mich an einen anderen Ort. Ich stehe auf einer weiten, grünen Wiese. Ein herrlicher Frühlingstag. Die Sonne scheint. Die Vögel zwitschern. Ich atme die frische Luft tief ein. Drehe mich im Kreis. Lache. Ohne Sorgen. Ich tanze aus Leidenschaft. Tanze wie es mir gefällt. Tanze als gebe es kein Morgen mehr.

 

Die Musik wird leiser. Neigt sich dem Ende. Die Musik verstummt. Ich öffne meine Augen. Ich sehe das Publikum. Es applaudiert. Mit einem Lächeln im Gesicht und Strahlen in den Augen. Ich bin zufrieden. Zufrieden mit mir selbst. Diese Nacht werde ich gut schlafen. Denn ich weiß, heute war ein guter Tag. 

Fotos und Bearbeitung: Luxtempi

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